Heuschreckenflügel gewinnt

Hamed Rajabi erhält Image of the Year Award 2019 für mikroskopische Fotografie

Mikroskopische Aufnahme
© Hamed Rajabi

Die Aufnahme zeigt einen Teil der faltbaren Flügel einer Heuschrecke. Es heißt „A Road in the Sky“, weil die Adern wie Straßen und die Stacheln auf der Flügelmembran wie Sterne aussehen.

Zum ersten Mal ist der „Olympus Global Image of the Year Life Science Light Microscopy Award“ weltweit ausgeschrieben worden. Einer von 13 Ausgezeichneten ist Dr. Hamed Rajabi, Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Funktionelle Morphologie und Biomechanik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), mit seiner Mikroskopaufnahme eines Heuschreckenflügels.

Eine hochkarätig besetzte internationale Fachjury mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Kunst hat die Gewinnerbilder unter 400 Einreichungen aus 65 Ländern nach künstlerischen und optischen Gesichtspunkten, wissenschaftlicher Bedeutung sowie mikroskopischem Know-how ausgewählt. Hamed Rajabi ist einer der Gewinner mit einer „Honorable Mention“. Sein Foto „A Road in the Sky“ (Himmelsstraße) zeigt die Faltlinien eines Heuschreckenhinterflügels.

Um die Flügel vor Verschmutzung und Beschädigung zu schützen, haben einige Insekten, wie etwa Heuschrecken, faltbare Flügel entwickelt. „Um die Materialzusammensetzung von Flügelfaltlinien zu untersuchen, habe ich mir mit konfokaler Laser-Scanning-Mikroskopie (CLSM) die Hinterflügel von Wüstenheuschrecken angeschaut. Nach dem Scannen beobachtete ich einen hohen Anteil von Resilin, einem gummiartigen Protein, an den Faltlinien. Dies soll die Flügelfaltung unterstützen, indem es ihre Flexibilität erhöht. Ich nannte dieses Foto ‚A Road in the Sky‘, weil die Venen Straßen ähneln und die Stacheln auf der Flügelmembran wie Sterne aussehen“, erklärt Hamed Rajabi sein Motiv. Es wurde mit einem konfokalen Laser-Scanning-Mikroskop LSM 700 von Zeiss aufgenommen, das in der Gruppe Funktionelle Morphologie und Biomechanik von Rajabis Betreuer, Professor Stanislav Gorb, zur Verfügung steht.

Originalpublikationen über die Biomechanik von Insektenflügeln:

Rajabi, H., & Gorb, S. N. (2020). How do dragonfly wings work? A brief guide to functional roles of wing structural components. International Journal of Odonatology, 23(1), 23-30. Doi: 10.1080/13887890.2019.1687229

Rudolf, J., Wang, L. Y., Gorb, S. N., & Rajabi, H. (2019). On the fracture resistance of dragonfly wings. Journal of the mechanical behavior of biomedical materials, 99, 127-133. Doi: 10.1016/j.jmbbm.2019.07.009

Rajabi, H., Ghoroubi, N., Stamm, K., Appel, E., & Gorb, S. N. (2017). Dragonfly wing nodus: a one-way hinge contributing to the asymmetric wing deformation. Acta biomaterialia, 60, 330-338. Doi: 10.1016/j.actbio.2017.07.034

Rajabi, H., Shafiei, A., Darvizeh, A., & Gorb, S. N. (2016). Resilin microjoints: a smart design strategy to avoid failure in dragonfly wings. Scientific reports, 6, 39039. Doi: 10.1038/srep39039

Alle Gewinnerfotos im Überblick

Der Fotopreis ist nicht die erste Auszeichnung für den Kieler Wissenschaftler. Im vergangenen Jahr gewann er einen von zwei Kieler Life Science Postdoc-Preisen für hervorragende Forschungsqualität sowie den Photography Award der Royal Society of London. Hamed Rajabi wurde auch als „Distinguished Researcher“ der International Society of Bionic Engineering ausgewählt, die in der ersten Ausgabe des Newsletters der Gesellschaft im Jahr 2020 erwähnt wird.

Links zu den Meldungen:
www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/kls-awards-2019
www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/414-libelle

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